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Bunte Abenteuerwelten im Münchhausenmuseum Bodenwerder

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Umarmung mit Abstand: Museumsleiterin Dr. Claudia Erler begrüßt die Mitglieder des Münchhausen- Familienverbandes. Foto: saw

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„Phantasie lügt nie“: Für Besuch aus Sachsen gibt’s in Bodenwerder einen Festakt

BODENWERDER. Behutsam zupft Karsten Jahnke fast endlose Bahnen Luftpolsterfolie aus dem Pappkarton. Endlich liegt der Schatz frei. Mit viel Fingerspitzengefühl und vereinten Kräften heben der Künstler Fredo Kunze, Karsten Jahnke als Kurator der Ausstellung und Bodenwerders Museumsleiterin Dr. Claudia Erler die farbenfroh und filigran arrangierte „Teestunde der Damen“ ins Scheinwerferlicht. Das Publikum applaudiert, dann wirft Simon Becker-Voss ein jazziges Klarinetten-Solo ein.

In der Münchhausenstadt hat man sich – aus bekannten Gründen – gut ein halbes Jahr gedulden müssen, bis man den Schöpfer der bunten, facettenreichen Drechsel- und Holzschnitzkunst sowie seinen Mentor Karsten Jahnke vom Museum für Sächsische Volkskunst in Dresden live erleben konnte. Zwar ist die Sonderausstellung „Phantasie lügt nie“ zum Münchhausen-Jubiläumsjahr bereits seit Mitte Mai zu sehen, aber so etwas wie eine feierliche Eröffnung war erst am Wochenende möglich. Ihre Freude über diesen Anlass, den Besuch aus Sachsen und die ganz besondere Schau drückte die Stadt Bodenwerder mit einem Festakt und einem großzügigen Geschenk an den Künstler aus: einer Münchhausen-Figur aus Fürstenberger Porzellan.
    

Fredo Kunze, der ursprünglich zwölf Exponate für seinen „Münchhausen-Zyklus“ geschaffen hatte, steckte so voller Inspiration und Tatendrang, dass er in den letzten Monaten weitere zwölf Figurengruppen entstehen ließ. Eine davon ist das Damen- Teekränzchen mit dem berittenen Münchhausen zwischen Keks und Kännchen. Diese Szenerie übrigens setzt sich, wie Kunze verrät, aus 990 Einzelteilen zusammen.

Bei den bunten Münchhausen- Abenteuerwelten handelt es sich um Leihgaben der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Der Künstler hatte die zunächst 12 Exponate und auch alle später entstandenen dem Museumsverbund geschenkt. Aus Anlass des Münchhausen-Jubiläumsjahres sind die Exponate bis Saisonende 2021 nach Bodenwerder ausgeliehen.
  

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Unna Seele als Jacobine, dahinter Simon Becker-Voss.

„Aufs Wunderbarste Comic, Kunst und Volkskunst verwirbelt“

Den Grußworten von Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Schmidt, Matthias Freiherrn von Münchhausen als Vorsitzendem des Familienverbandes und Museumsleiterin Dr. Claudia Erler schließt Karsten Jahnke eine humorvolle, persönliche Laudatio an. „Fredo Kunze hat ein Gespür für den entscheidenden Moment. Für diesen einen Moment, in dem das gerade Vergangene noch sichtbar ist. Und der das, was nun geschehen wird, schon erahnen lässt.“ Seinen unverwechselbaren Zeichenstil übertrage er wie selbstverständlich ins Dreidimensionale, treffsicher verleihe er seinen Szenerien ihre charakteristische Erzählform. „Fredos unkonventionelle Werke verwirbeln aufs Wunderbarste die Bildwelten von Comic, Kunst und Volkskunst.“

Er selbst bezeichne sich als „ewigen Lehrling“, setzt der 84- jährige Kunze den großen Worten bescheiden entgegen. „All‘ diese Figuren sind meine Kinder.“ Und da sie ja stumm seien, „müssen sie mit Körpersprache, Gestik und Mimik ausdrücken, was gesagt werden muss“. Wenn er nicht zu 100 Prozent zufrieden mit dem Ergebnis sei, werde getüftelt, neu ausprobiert, ein anderes Material gewählt – oder auch die Figur ein zweites Mal erschaffen. Bei einem Rundgang beantwortet Fredo Kunze ausführlich und mit großer Erzählfreude viele Fragen.


Zum Auftakt dieses ungewöhnlichen Abends traf man sich auf dem Museumsvorplatz. In der Abendsonne, zum Glockenklang von St. Nicolai und in gebotenem Abstand, prostet sich die kleine, gut gelaunte Festgesellschaft zu. Von Dr. Erler namentlich aufgerufen, defilierten die Gäste einzeln oder paarweise vorbei an Baron von Münchhausen (Joachim Merker) und seiner Frau Jacobine (Unna Seele). Und weil – aus bekannten Gründen – die Zahl der Feiernden stark beschränkt war, gab es tags drauf eine Wiederholung. Mit Sekt und Selters, Grußworten, Laudatio — und noch einem Überraschungsexponat aus dem Karton.  Von Sabine Weiße