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Gedanken zum Ranken

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Ein Laubengang, „geschmückt“ mit Rosen: Das Problem ist die untere Verkahlung der Rosenstämme. Sie kann zum Beispiel durch das Pflanzen von Katzenminze aufgefüllt werden. FOTO: EY  

Pflanzen für Laubengänge und Pergolen

Zur Zeit des Barocks (und auch noch später, was einem Gutteil der romantischen Augenblicke zwischen zwei Menschen förderlich war) schickte es sich an, anstatt heißer Küsse in aller Öffentlichkeit lieber verstohlene, geheimnisvolle Blicke zu wechseln, und wo, wenn nicht im Laubengang, hätten die Herren der Schöpfung ihrer Herzallerliebsten ein schüchternes, zart gehauchtes Küsschen abverlangen können? Der Laubengang war die romantischste Szenerie, in der heiße Herzen die Schatten spendende Kühle spüren konnten. Am liebsten unter duftenden Rosen, aber der Möglichkeiten, die Pergola mit Rankgewächsen zu versehen, gab es auch damals schon mehrere.             

Pergolen, Fassaden, Laubengänge: Diese Pflanzen stehen Spalier

Einerseits kommt es immer auf die Pflanzen an, andererseits aber vor allem auch auf ihr Geleit.

Wobei nicht allein die Pflanzen das Entscheidende am Laubengang sind, sondern auch die Materialien, mit denen das Rankgerüst erstellt wird. Die bereits erwähnten Rosen stellen selbst für qualitativ durchschnittliches Holz keine Herausforderung dar, aber wenn’s der Blauregen (Wisteria sinensis) sein soll, der die Laube zunächst mit seinem Duft und dann mit seinem hübschen Grün den lieben langen Sommer bis zum Herbst versehen soll, muss zwingend eine sehr stabile Lösung gefunden werden, die wohl eher in einem festen Zementfundament und in Stahl anstatt Holz zu finden ist. Der kräftige Schlinger ist andernfalls in der Lage, schon nach einigen Jahren Holz zu zerdrücken – und Nacharbeiten beziehungsweise Reparieren ist mit fortschreitender Wuchsdauer nicht so einfach. Nein, das Rankgerüst muss von vornherein relativ unzerstörbar sein. Zu viele Pergolen und Laubengänge sind schon nach wenigen Jahren daran zugrunde gegangen, dass am falschen Ende gespart worden ist.
      

Nun ist die Pergola zwar ein barockes Schmuckstück, unter denen die Damen geschützt vor der Sonne mit langem Kleide, Hut und Schirmchen wandelten. Schatten war die Hauptsache. Das Brathähnchenbraun heutiger Mallorca-Reisender war verpönt. Niemandem wäre eingefallen, sich in der Sonne zu aalen, um die Haut zu malträtieren. Die Pergola, ob als Sitzplatz wie eine Laube angelegt oder als langer Gang nach Vorbild von Schlossparks und großer Gärten, war und ist ein fantasievoll angelegtes, grünes Gebilde der Sinnlichkeit, das licht und luftig reichlich Raum für Gedanken zum Ranken bietet. Man schreitet einfach so dahin, manchmal nichts denkend, nur genießend, dann wieder voller Unternehmungslust und Ideen für den Tag. Es ist nichts weniger als ein Geläuf, in dem die Träume fliegen lernen und dem die Pflanzen Halt geben..  

Die Heimat von Laube und Pergola ist Südtirol, wo man wusste, wie man sich vor der Sonne schützt.  
      

Gedanken zum Ranken-2
Herausragende Strahlkraft: Blauregen (Wisteria) FOTO: SAS 

Wer nun denkt, dass den guten Launen des Barocks dieses Kunstwerk entsprungen ist, dem wird seine romantische Vorstellung doch jäh zerstört. Denn die Heimat von Laube und Pergola ist Südtirol. Dort hatten vor Jahrhunderten die Weinbauern ganz andere Vorstellungen. Sie wollten ihren Reben die Möglichkeit geben, noch mehr nach der Sonne zu streben, von den warmen Strahlen zu schlürfen, auf dass die Trauben die Süße des Himmels in sich trügen. Und nebenbei konnte man sich auf diese Weise gleich noch selber ein schattiges Plätzchen angedeihen lassen, an dem man Bacchus‘ Wundergesöff als Ernteertrag aus dem vergangenen Jahr schlürfte. Von Jens F. Meyer

Pflanzen für Laubengänge und Pergolen

Für den Laubengang beziehungsweise die Pergola eignen sich verschiedene Kletter- und Rankgehölze. Eine Auswahl:

- Clematis montana: Sie wird bis zu zehn Meter hoch; Blüte April und Mai.
- Kletterrosen: Ihr Duft ist betörend, aber dafür brauchen sie Schnitt- und Düngepflege.; anällig für Mehl- und Sternrußtau. Sortentipps: ’Ilse Krohn‘, ’Goldfinch‘.
- Ramblerrosen: Für Laubengänge besser geeignet als Kletterrosen, denn ihre Triebe wachsen stärker, sind weicher, also besser zu „lenken“.
- Geißblatt (Lonicera): Unwiderstehlich duftendes Gehölz; bis sechs Meter, viele verschiedene Arten und Farben
- Hopfen (Humulus): Rankt wie enthemmt, wird aber im Herbst bis über dem Boden zurückgeschnitten – der „Laubengang“ liegt dann also bis zum Juni nächsten Jahres frei; kein Gehölz, sondern eine Staude.
- Blauregen (Wisteria): Unwiderstehlich – aber er hat so viel Kraft, dass er durchaus zerstörerisch auf das Rankgerüst wirken kann. Stabiele Lösungen müssen her!
- Pfeifenwinde (Aristolochia macrophylla): Stark wüchsiger Ranker mit großen Blättern; Höhe bis 15 Meter
- Kletterhortensie (Hydrangea): Duftende Blüten entwickeln sich an bis zu zehn Meter hoch wachsenden Trieben.