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GARTEN & GENUSS

Wildschweinhaftes Benehmen

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Hier ist kein Wildschwein am Werk gewesen, sondern der (Schweine)Igel, der nach Würmern und Larven buddelt. FOTO: EY

BEETGEFLÜSTER

Wenn er nach Öl bohrt und welches findet, wäre meine persönliche Energiekrise erledigt. Stößt er auf Erdgas – noch besser! Eine Goldader wäre mir ebenso recht. Bislang allerdings: nur Löcher in der Grasnarbe, aber nichts Verwertbares, nicht für mich. Nur für ihn, den Igel, der mit wildschweinhaftem Benehmen deshalb dort herumgrubbert, weil er sich mit fetten Engerlingen, Regenwürmern und Larven aller Art den Winterspeck anzufuttern versucht, den er benötigt, um von ganz bald bis zum März selig unter Reisig und Laub durchschlummern zu können. Wenn’s denn irgendwann noch mal Herbst und Winter werden sollte, man weiß es nicht …

Ich stehe vergnügt vor den Wunden der Narbe

Ich muss gestehen, dass mir der gepflegte Rasen schnuppe ist. Das war nicht immer so. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen ich versuchte, sogar Gänseblümchen einzudämmen, und dies nicht nur mechanisch. Heute weiß ich, dass ich damals falsch gehandelt habe; es wird kein Zufall gewesen sein, dass in jenen Jahren kein Igel in Schweinsmanier nach leckeren Happen suchte. Deshalb stehe ich jetzt nicht perplex vor den Wunden der Narbe (also ganz unbescheiden: das Wortspiel soll mir erstmal einer nachmachen!), sondern blicke vergnüglich auf das Schlachtfeld des Gestachelten, den ich sogar anstacheln möchte, die Fläche weiter zu beackern. Möglich, dass ich mir das Vertikutieren und Aerifizieren sparen kann.

Unter den Fichten steht ein Igelhaus. Aus Holz. Es befindet sich seit vielen Jahren dort, aber nie - ich wüsste es jedenfalls nicht hatte es einen Mieter gefunden. Ich glaube, die Zeit ist gekommen, der Igel ist eingezogen. Ich habe ihm Laub hingelegt, nicht hinein in seine dolle Datsche, aber auch nicht weit davon entfernt, damit er sich ein hübsches, weiches Bett bauen kann. Was mich unwillkürlich zum nächsten Thema bringt: die Blätter, die im Herbst von Büschen und Bäumen fallen. Ich bin noch immer nicht dahintergekommen, weshalb so viele Menschen - übrigens auch Gartenbesitzer, die was auf sich halten - jetzt das verdammen (,,Oh, das viele Laub, ich werd' noch verrückt."), was ihnen in heißen Sommertagen kühlenden Schatten schenkte und den Singvögeln ein Zuhause gab. Jetzt gibt es dem Igel ein Zuhause. Ist das nicht Grund genug, es zu lieben?

So futtere Dich durch, mein lieber Schweineigel, grabe so viele Löcher, wie Du brauchst und lege Dich schlafen, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Ich werde nach Dir Ausschau halten, an den ersten warmen Tagen dann im neuen Jahr, und Dich willkommen heißen mit einem prächtigen Schneckenbuffet. Gute Nacht, träume süß!

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Jens F. Meyer
j.meyer@dewezet.de

→ Das ,,Beetgeflüster" geht wie der Igel in die Winterruhe. Tipp für die Zeit bis März: das Buch ,,Beetgeflüster 2". Gibt's in den Geschäftsstellen der DEWEZET in Hameln (Osterstraße 16) und Pyrmont (Heiligenangerstraße 28-30). 

→ Eine Beetgeflüster-Leserreise ,,Gartenschätze zwischen den Meeren" führt vom 6. bis 9. Juli nächsten Jahres zu Gärten und Parks in Schleswig-Holstein. Buchungen in den DEWEZET-Geschäftsstellen und auch unter 05151/200-555.