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Ein Mönch, ein Schloss und Uschi Glas

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Das Hastenbecker Schloss diente in den 1960er Jahren schon als Kulisse für einen Edgar-Wallace-Streifen. Foto: Archiv

Südöstlich von Hameln und nordöstlich von Emmerthal liegt Hastenbeck idyllisch zwischen Feldern und dem nahen Schecken-Wald. Attraktiv sowohl als Gewerbe wie auch als ruhiges Wohngebiet. Warum? Weil hier kein Hauptverkehrsstrom fließt und der Ort, so hübsch er landschaftlich eingebettet ist, dennoch nicht weit von den Zentren entfernt liegt. Fast eine ideale Lage.  

Dieses Dorf verbindet große Historie mit modernem Handwerk

Immerhin bereits im 13. Jahrhundert wird hier ein Rittergut erwähnt, doch das Geschlecht der Ritter von Hastenbeke erlosch 1550 – Verpfändungen und mehrfache Besitzerwechsel brachten das Grundstück im 17.Jahrhundert in den Besitz der Familie von Reden. 1635 wurde ein neues Herrenhaus gebaut, das wiederum 1869 abgerissen wurde, nachdem 1863 bis 1866 ein Schloss im neugotischen Stil aus rotem Keuper-Sandstein errichtet worden war. Architekten waren Adelbert Hotzen, gebürtiger Grohnder, und sein Freund, der Bildhauer und Architekt Hermann Narten.

Eben dieses heute denkmalgeschützte Schloss bildete 1965 die Kulisse des Edgar-Wallace-Films „Der unheimliche Mönch“. Den Stoff für das Drehbuch lieferte eine Wallace-Übersetzung, erschienen bei Goldmann in der Reihe rote Krimis. Dabei handelte es sich um eine Kriminalgeschichte von Edgar Wallace von 1929 unter dem Originaltitel „The big Four“.

Der Museumspädagoge Kai Gurski ging den Dreharbeiten zum letzten Schwarz-Weiß-Streifen der Wallace-Verfilmungen auf die Spur und bezeichnet den Film gar als „den berühmtesten aus der Serie der Edgar-Wallace-Krimis“. Gurski recherchierte die damals von der Öffentlichkeit kaum bemerkte Filmarbeit, in der Uschi Glas ihr Filmdebüt hatte. Presse und Rundfunk hatten kaum etwas mitbekommen, sodass sich der Drehort als sehr angenehm für die Schauspieler und Kameraleute erwies; mehrere Bürger aus Hastenbeck traten als Komparsen auf. Gurskis Text zu den Dreharbeiten wurde 2015 – 50 Jahre nach den Dreharbeiten – vom Museumsverein Hameln unter dem Titel „Der unheimliche Mönch auf Schloss Hastenbeck“ veröffentlicht.

Geschichtsträchtig erwähnt wurde Hastenbeck bereits in einer Erzählung von Wilhelm Raabe 1898 unter dem Titel „Hastenbeck“. In dem Spätwerk geht es um einen Deserteur der Hastenbecker Schlacht von 1757. Im Siebenjährigen Krieg stand Hastenbeck ungewollt in der Fehde zwischen Frankreich, England und Preußen, viele Soldaten ließen in dieser Schlacht ihr Leben. Raabes Erzählung ist auch eine Kritik an der Literatur von Salomon Geßner mit Daphnis und Chloe, die Realität sei eine andere gewesen als das Arkadien, das Geßner skizzierte. In der Zeit des kalten Krieges waren in Hastenbeck Familien der britischen Garnison untergebracht, die Wohnblocks im Süden von Hastenbeck boten nach Abzug der Briten sowohl Migranten aus dem Ostblock als auch später aus dem Nahen Osten eine begehrte Unterkunft.

Holzhandel, Malerhandwerk, Glas, Fliesen, Bauelemente: Natürlich überwiegt hier im Ort nicht die Historie, sondern die Moderne. Und da ist er wieder, der „goldene Boden des Handwerks“ – und noch so vieles mehr. ul