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Der ist steinreich

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Schön gestaltete Steingärten schaffen ihr ganz eigenes Gartenambiente, etwa mit mediterranen Kräutern und Blumen oder mit alpiner Bepflanzung. FOTO: FLORAGARD

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Mit Schotter, Kies und Findlingen einen mediterranen Gartenbereich anlegen

Ist die Rede von „Steingarten“, bedeutet das nicht Schotter statt Pflanzen im Vorgarten. Schön gestaltete Steingärten schaffen ein ganz eigenes Gartenambiente, etwa mit mediterranen Kräutern und Blumen oder mit alpiner Bepflanzung.

             

Ein Steingarten ist nicht so einfach zu verändern wie das Gartenbeet. Daher empfiehlt sich eine gute Planung. Handelt es sich um einen Sonnen- oder Schattenplatz, der entsprechende Bepflanzung erfordert? Welche Art von Steingarten soll gestaltet werden? Welche Steine passen zur Umgebung? Hilfreich ist zu Beginn ein maßstabsgetreuer Lageplan für die Position großer Steine und Gewächse.
       

Die Vorbereitung: Um den Bodenbereich optimal vorzubereiten, wird zunächst die oberste Erdschicht abgetragen, von Wurzeln befreit und für gute Durchlässigkeit mit Sand oder Kies gemischt. Wer anschließend ein Drahtgitter verlegt, schützt die Wurzeln und Zwiebeln seiner Steingartengewächse vor Wühlmäusen. Ist ein eher flacher Steingarten geplant, sollten zuerst eine solide Drainageschicht aus Schotter ausgebracht und darauf ein Gartenvlies gelegt werden. Denn Staunässe vertragen die Steingartenpflanzen nicht. Zum Schluss wird die zuvor ausgehobene, mit Sand vermischte karge Erde wieder ausgebracht.

Die Steine: Die Gestaltung beginnt zuerst mit den größeren Steinen. Hierbei können Gruppen angelegt, einzelne Findlinge gesetzt oder die Form des Geländes aufgenommen werden. Um die größeren Steine – die am stabilsten stehen, wenn sie in einer Erdmulde platziert werden – kommen als Stütze einige kleinere Steine. Ist auch die anschließende Bepflanzung an Ort und Stelle, werden noch weitere kleine Steine und Kies verteilt. Tipp für die Hanglage: Zwischendurch ebene Flächen anlegen, auf denen Steine und größere Gewächse einen besseren Halt haben.

Die Pflanzen: Größere Pflanzen sollten nach hinten, kleinere nach vorne gesetzt werden. Für einen Kräuter-Steingarten in vollsonniger Lage eignen sich mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Salbei oder Thymian. Dazu passen gut andere Mittelmeergewächse wie Zwergzypressen und Lavendel oder flächendeckende Hauswurze. Zwerggehölze wie Fächerahorn, Zwergkiefern oder -wacholder sorgen für eine aufgeräumte Optik. Blütenpracht und vor allem Insektennahrung bietet eine Bepflanzung mit polsterbildenden Stauden wie Phlox, Blaukissen oder Steinbrech. Auch Gräser wie Bärenfellgras, Moskitogras, verschiedene Segge-Arten oder Blauschwingel machen zwischen den Steinen eine gute Figur. floragard
       

BEETGEFLÜSTER

Die Königsklasse des Vergiftens
       

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Blauer Eisenhut – sehr giftig und sehr schön. FOTO: PIXA

Erschießen ist doof. Sollte ich eines Tages einen Krimi schreiben wollen, dann würde ich die Sache des Mordens subtiler angehen. Mit Blauem Eisenhut. 0,1 Milligramm pro Kilo Körpergewicht reichen für einen höllischen Abgang, denn bei dieser geringen Menge bleibt der Vergiftete um die zwei Tage lang bei vollem Bewusstsein. Übel ist ihm, er fühlt nichts mehr, seine Haut ist taub, seine Gliedmaßen werden es auch. Sein ganzer Körper wird von einem pilzartigen Überzug deformiert, der Herzschlag verlangsamt sich und der Blutdruck sinkt auf ein Niveau, das das Wörtchen Druck nicht verdient. 0,1 Milligramm pro Körperkilo ist nicht viel. Merkt kein Mensch, wenn Koch oder Köchin dem armen Sünder diese Menge in den Feldsalat mischt, nur er selbst. Bei ganzen Pflanzenteilen geht’s schneller, dauert kaum eine Stunde. Toll.

Wie eine Szene bei Inspektor Barnaby

Es erinnert mich an eine hinreißende Szene in einer Folge von „Inspektor Barnaby“. Jemand war auf die Idee gekommen, einem Schlitzohr, das so seinem Tagwerk nachging, aus Rache einen Gelben Knollenblätterpilz unterzujubeln. Wirkung: unumkehrbare Zersetzung der inneren Organe. Ein von Barnaby hinzugezogener Fachmann für Pilze sagte dem Vergifteten, er könne nichts für ihn tun, aber: „Wenn ich Sie fragen darf: Wie hat er geschmeckt?“ Das fand ich unheimlich witzig. Vor dem Fernseher kann man drüber lachen.

Nun zurück zum Blauen Eisenhut. Er ist eine der giftigsten Pflanzen überhaupt. Aconitin heißt das Toxikum; es ist die teuflische Seite dieser sehr schönen Blume. Bei höheren Dosen führt es zu akuter Atemnot und Herzstillstand. Ganz ernsthaft würde ich mit dem heutigen Wissen keinen Eisenhut ohne Handschuhe pflanzen oder schneiden oder was auch immer mit ihm tun. Schon die bloße Berührung der Blätter kann zu schmerzhaften Hautirritationen führen, warnen Experten. Familien mit Kindern sollten auf Aconitum napellus im Garten verzichten. Familien mit Hunden auch, heißt es. Staudengärtner, die etwas auf ihren Garten halten, nicht.

Dieses königliche Blau ist unfassbar schön. Am besten entwickeln sich die Pflanzen auf kalkreichen Böden im Halbschatten. Zwar wurden in den zurückliegenden Jahren zahlreiche auch andersfarbige Sorten gezüchtet (zum Beispiel ’Gletschereis‘ in Weiß), doch das Blau sticht am prächtigsten hervor. Nur gucken, nicht anfassen.

Vermutlich ist keine Pflanze auf dieser Welt ohne Nutzen. Die Dosis macht das Gift. So wird der Blaue Eisenhut ungeachtet der Tatsache, die giftigste Pflanze Europas zu sein, in der Homöopathie eingesetzt. In ganz, ganz, ganz, ganz, ganz klitzekleinen Dosen nur, zigfach verdünnt. Die Wirkstoffe aus blühenden Pflanzen und Wurzelstock werden zur Behandlung von Husten, Entzündungen oder zur Beruhigung eingesetzt. Globuli sind ein pharmazeutisches Produkt. Niemals selbst mixen, andernfalls wird die beruhigende Wirkung von sehr langer Dauer sein.

Tollkirsche, Eibe, Seidelbast und all die andern Giftigen

Was uns dies lehren kann? Dass wir Pflanzen weder nur lieb haben noch verteufeln müssen. Der richtige Umgang ist entscheidend. Der Blaue Eisenhut verdient einen Platz dort, wo er keinen Schaden anrichtet, und ist im Übrigen auch nur die Spitze des toxischen Bergs. Da gibt es noch die Beeren der Tollkirsche (drei bis vier können tödlich sein, sehen aber lecker aus – das ist das Problem), die Eibe (quasi alles giftig: Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Krämpfe, Pupillenerweiterung, Bewusstlosigkeit, Herzstillstand – und das als „Baum des Lebens“), die Herbstzeitlosen und Maiglöckchen, Seidelbast und Goldregen … – Sollte sich, wie in jedem Jahr, irgendjemand genötigt fühlen, mich auf die Gefahren der Engelstrompeten hinzuweisen, die ich so liebe: Leute, vergesst es, das ist Kindergarten.

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Jens F. Meyer
j.meyer@dewezet.de