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35 Jahre Haus der Uhren

Handwerkskunst im Wandel der Zeit: Uhrmachermeister Günter Dalek feiert 35-jähriges Firmenjubiläum in Bad Pyrmont

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Uhrmachermeister Günter Dalek in seinem Arbeitskittel in seiner privaten Sammlung im Haus der Uhren und in seiner Werkstatt (o.). Foto: wft

Günter Dalek kennt sich mit Uhren aller Art aus

Das Zeitempfinden ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Was uns hilft, um uns zu verabreden, ist die Festlegung auf eine Uhrzeit. Uhren werden seit Jahrhunderten von Uhrmachern angefertigt - ein Handwerk, auf das sich in Bad Pyrmont der Uhrmachermeister Günter Dalek eingeschworen hat. Und das er seit nunmehr 35 Jahren mit seinem ,,Haus der Uhren" ausübt!

Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der Reparatur und Restaurierung historischer Großuhren. Er schaut hinter die Zifferblätter von Kirchturmuhren, Schuluhren und großen Standuhren, weil er ihre Mechanik langfristig in Schwung halten und gewährleisten möchte, „dass diese Schätze der Uhrmacherkunst überleben und weiter mit Klang und Glanz erstrahlen“.

Liebespaar, gegossen als barocke Schrankuhr (li.), eine sehr feine Wanduhr (m.) und eine alte wertvolle „Burton & Son“ (re.). Fotos: wft
Liebespaar, gegossen als barocke Schrankuhr (li.), eine sehr feine Wanduhr (m.) und eine alte wertvolle „Burton & Son“ (re.). Fotos: wft

Seit 35 Jahren steht Günter Dalek in Bad Pyrmont als selbstständiger Ansprechpartner für Wand- und Großuhren zur Verfügung. Er ist als Uhrmachermeister Mitglied im Zentralverband des Uhrmacherhandwerks und in der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie.

In seinem „Haus der Uhren“ an der Förstergasse 6 tickt es mal laut, mal leise, mal hoch und mal tief, von vorn bis hinten. Neben den Standuhren mit oder ohne Spielwerk kümmert sich der versierte Fachmann auch um Turmuhren jeder Art.

„Die alten Räderlaufwerke lassen sich bei der Zeitumstellung im Herbst nicht einfach eine Stunde zurückdrehen. Das Räderlaufwerk würde dabei beschädigt werden“, sagt Günter Dalek. Folglich muss er das Pendel anhalten und nutzt die Stunde für Reinigung und Reparatur an Trum- und Schuluhren im Umkreis von 50 Kilometern.

Besonderheiten vieler tickender Schätze

Wer sich einen Eindruck verschaffen will, kann die private Uhrensammlung vom Günter Dalek in seinem Geschäft an der Förstergasse 6 kennenlernen Gern lässt der Uhrmachermeister die vielen Schläge der Uhren erklingen, er zieht sie auf und erläutert die Besonderheiten seiner tickenden Schätze. Der warme Klang von Westminster Abbey ertönt im Viertelstundentakt; mit einem Groschen wird das Polyphonium zum Laufen und Klingen gebracht, der Laie staunt über den Vorgänger der Schellack-Plattenspieler. Deshalb gehören auch Drehorgeln in den Fokus des Uhrmachermeisters.

Kaum hatte der 15-jährige Flüchtlingsjunge aus Cottbus, der mit seiner Mutter 1960 erst im Sauerland und drei Jahre später in Bad Pyrmont eine neue Heimat fand, eine Uhr erworben, da packte ihn die Neugier, alles über die tickende Mechanik kennenzulernen. Nach Lehre und Gesellenzeit in Rastede bei Oldenburg machte er seinen Meister und kehrte dann in die Kurstadt zurück.

1987 eröffnete Günter Dalek sein erstes Geschäft in Bad Pyrmont an der Bombergallee. Nach Trennung und Scheidung sortierte er sein Werkzeug neu – seit 2009 an der Förstergasse. Er konnte mittlerweile bundesweit Kunden gewinnen. Auch Franzosen, Belgier und Niederländer klopfen bei ihm an und lassen ihre großen alten Uhren von ihm mit der Uhrmacherlupe inspizieren und reparieren. „Die notwendigen Maschinen und Zusatzgeräte zum Schleifen und Feilen, für die Reinigung und Politur der Gehäuse, den Ersatz von Metallteilen und Rädchen – all dies hatte ich mir nach und nach angeschafft.“ So auch die beiden Drehbänke, die Federwinder für Großuhren in allen möglichen Maßen, bis hin zur Räderschneidmaschine. Viele Werkzeuge kommen aus dem Schwarzwald, der noch heute Heimstatt für einige Uhrmacher und Zulieferer ist.

Die Werkstatt in mehreren Räumen ist komplett. Hier könnte jahrelang erworbenes Wissen an die nächste Generation weitergegeben werden. Doch „die jungen Uhrmacher wollen heute nicht mehr die alten Uhrwerke in den Kirchen reparieren“, hat Dalek feststellen müssen. Von 2006 bis 2015 hat er junge Umschüler beim Berufsförderungswerk ausgebildet und einigen von ihnen sogar eine feste Stelle in der Uhrmacherhochburg Glashütte in Sachsen vermittelt. „Es gab aber auch einige, die nur verkaufen wollten und andere, die gar nicht richtig als Uhrmacher tätig wurden“, berichtet Dalek. Von ihnen ist er enttäuscht, sie hätten offenbar „nicht den richtigen Biss“. ul